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Formen der Perspektive

Formen der Perspektive

Unter Perspektive versteht man allgemein die räumliche Darstellung von Gegenständen auf einer zweidimensionalen Ebene, die einen für den Menschen natürlichen Raumeindruck hervorruft. Im weiteren Sinne unterscheidet man folgende Formen der Perspektive:

 

Zentralperspektive
Ein wesentliches Merkmal der Zentralperspektive ist zunächst die perspektivische Verkürzung, die gleich große Gegenstände bei unterschiedlicher Entferung auch unterschiedlich groß erscheinen lässt. Ein weiteres Merkmal ist die Ausrichtung der in die Tiefe laufenden Linien: Während alle Linien eines Gegenstandes, die parallel zu den horizontalen oder vertikalen Bildkanten verlaufen, auch im Bilde selbst waagerecht bzw. senkrecht wiedergegeben werde, laufen die Linien, die in die Tiefe des Raumes verlaufen und untereinander parallel sind, im Bild auf einen Fluchtpunkt zu, in dem sie sich schneiden. Der Fluchtpunkt liegt dabei immer auf dem Horizont. An zentalperspektivischen Projektionsarten kann man die Frontal- und die Eckperspektive unterscheiden.

Frontalperspektive
Bei der Frontalperspektive ist der Gegenstand so ausgerichtet, dass er uns frontal zugewandt ist und es nur eine Art von Tiefenlinien gibt, die alle auf einen Fluchtpunkt zulaufen. Der Fluchtpunkt ist in diesem Fall auf der Ebene mit dem Augenpunkt identisch. Um das Bild richtig wahrzunehmen, müssen wir also unsere Augen bzgl. der seitlichen bzw. höhenmäßigen Ausrichtung mit dem Fluchtpunkt zur Deckung bringen, allerdings natürlich in einem gewissen Abstand zum Bild.

Uccello

Paolo Uccello: Perspektivische Studie eines Kelches mit vielen Fluchtpunkten (um 1450)

Eckperspektive
Von Eck- oder Strahlenperspektive spricht man dann, wenn der Gegenstand uns nicht frontal zugewandt ist, sondern gewissermaßen auf der Ecke steht. In diesem Fall gibt es mindestens zwei Arten von Tiefenlinien, die zu unterschiedlichen Fluchtpunkten streben. Der Augenpunkt liegt genau in der Mitte zwischen den Fluchtpunkten.

Neben dem eigentlichen Gegenstand lässt sich auch der von ihm geworfene Schatten zentralperspektivisch konstruieren. Eine schrittweise Anleitung zur Konstruktion eines Objektes in Frontalperspektive mit Schattenwurf findest du unter vorstehendem Link.

Die Prinzipien der zentralperspektivischen Projektion wurden in der Renaissance erforscht, u.a. von Künstlern wie Filippo Brunelleschi, Paolo Uccello, Piero della Francesca, Leonardo da Vinci und Albrecht Dürer. Von letzterem stammt die Abbildung oben rechts, die die Vermessung der Laute darstellt, ein Holzschnitt, der Dürers Überlegungen zur zentralperspektivischen Konstruktion illustriert.

 

Parallelperspektive
Im Unterschied zur Zentralperspektive schneiden sich bei der Parallelsperspektive die in die Tiefe führenden Linien nicht, sondern laufen parallel in die Bildtiefe. Auch die perspektivische Verkürzung wird nur bedingt angewandt. Die Ansicht eines in Parallelperspektive abgebildeten Gegenstandes ruft zwar keinen natürlichen Eindruck hervor, doch der Vorteil dieser Art perspektivischer Darstellung liegt darin, dass in Kenntnis des Darstellungsprinzips sich die Maße eines Objektes ablesen lassen, was die parallelperspektivischen Darstellungsarten in Bereichen, wo es um genaue Maßverhältnisse geht (etwa in der Architektur oder im Industrial Design), sinnvoll einsetzbar werden lässt. Hier findest du eine genauere Darstellung der Arten der Parallelperspektive.

 

Farbperspektive
Farbperspektive verweist auf die raumbildende Funktion von Farben. Zur Steigerung der Raumtiefe wird der Warm-Kalt-Kontrast eingesetzt, da warme Farben in den Vordergrund, kalte hingegen in den Hintergrund drängen. Eine ähnliche Wirkung hat der Intensitätskontrast, da intensive, reine Farbtöne im räumlichen Sinne eher als vorne liegend wahrgenommen werden.

 

Luftperspektive
Als Verblauen bezeichnet man das Phänomen, dass Farben mit zunehmender Entfernung leicht blaustichig werden. Ebenfalls durch die physikalischen Eigenschaften der Luft bestimmt ist die bei zunehmender Entfernung abnehmende Detailschärfe, die zur Auflösung der Konturen entfernter Gegenstände führt, was schon Leonardo da Vinci mit dem Begriff sfumato (verraucht) bezeichnete.

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